Einführung

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Mit Beginn des Jahres 1913 sind wir in die Jahrhundertfeier von Deutschlands größter Zeit, der Zeit der Befreiungskriege von 1813, eingetreten. Für uns als Deutsche noch heute eine Zeit voll Herz und Gemüt erhebender Erinnerungen an das Erwachen eines kaum je wiederkehrenden Völkerfrühlings für uns als Sachsen noch nach 100 Jahren eine Zeit voll tieftrauriger Erinnerungen an das Schreckenjahr 1813. Bis 1813 war innerhalb unserer Grenzen wenigstens kein Krieg gewesen; im Schreckenjahr 1813 wiederholten sich die Greuel des 7 jährigen Krieges, da unser bedauernswertes Vaterland beinahe der einzige Kriegsschauplatz ward, auf dem von mehr als 600 000 Streitern in unglaublicher Wut und Verzweiflung ein Kampf auf Leben und Tod ausgefochten wurde. Ein wirklich trauriges Jahr: das kerndeutsche Volk der Sachsen hätte gar zu gern in dem von Preußen ausgehenden Kampfe das Schwert für Deutschlands Befreiung vom Joche des Völkerbedrückers Napoleon mit geschwungen, der König wollte aber weder die dem Kaiser gelobte Treue brechen, noch unser Land der Rache der Franzosen preisgeben. Infolgedessen sollten die sächsischen Truppen laut königlicher Weisung weder für die eine noch für die andere Sache kämpfen. Der edle und gerechte König Friedrich August I. kehrte aus Furcht vor der Rache der Franzosen und im Vertrauen auf den sieggewohnten Kaiser, noch immer von dem Truggold, Sachsens Erhebung zum Königreich, geblendet, nach Dresden zurück.
Sachsen glich einem großen Kriegslager, in dem allerorts Verteidigungswerke angelegt wurden, während seine Bewohner unter endlosen Lieferungen, Fuhren und Handdiensten und zahlreichen Einquartierungen verarmten, da jegliche Hantierung ins Stocken geriet.
Es dürfte daher für die Leser dieses Blattes nicht uninteressant sein, zu erfahren, was Waldheims Chronik auf Grund der Ratsalten, der Alten der Kgl. Strafanstalt zu Waldheim, der Mitteilungen alter glaubwürdiger Waldheimer und chronischer Nachrichten aus den Nachbarstädten Mittweida, Döbeln u.s.w. erzählt. Diese Notizen lassen deutlich erkennen, welche Opfer unser in allen Jahrhunderten von Kriegsnot arg mitgenommenes Waldheim 1813 zu bringen hatte, wegen seiner Lage an der uralten, von 1807- 1812 bereits als Hauptmilitärstraße benutzte durch das Zschopautal führende Leipzig- Dresdner Chaussee.
Durch den Schmalkaldischen, Dreißigjährigen, Nordischen, Siebenjährigen Krieg, namentlich aber durch die Napoleonischen Kriege wurden unserer Vaterstadt tiefe Wunden geschlagen. Die unter der Ueberschrift "Aus Waldheims Chronik. Vor 100 Jahren" im hiesigen Amtsblatt im Laufe dieses Jahres erscheinenden chronikalischen Nachrichten könnten vor allem auch denen zum Troste dienen, die sich im berechtigtem oder unberechtigtem Unmut über die lange und zahlreiche Einquartierung anläßlich der Kaisermanöver in den August- und Septembertagen des Vorjahres die Freude an dem sonst amüsanten und interessanten "Krieg im Frieden" haben vergällen lassen, wenn man bedenkt, daß Waldheim in der langen Zeit von 18 Monaten nur an 20 Tagen seine feindliche Einquartierung hatte.

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