März 1814

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Auch der März des Jahres 1814 brachte für die Bewohner unseres Städtchens keine Erleichterung in bezug auf Einquartierungs- und Verpflegeungslasten, denn im Monat März mußten lt. Tagebuch des städtischen Bileteurs 3563 Mann mit 463 Pferden (gegen 3062 Mann mit 127 Pferden im Monat Februar) einquartiert oder teilweise auch nur mittags verpflegt werden.
Dazu kam noch, daß die hiesigen Bürger Anfang März zu dem von einem "hohen Landesgouvernement ausgeschriebenen außerordentlichen Steuern lt. einem noch aufbewahrtemQuittungszettel über ein von den Bürgermeister Selleschen Erbe abgeführten Steuerbetrag 1/2 % von dem Werte ihres Besitzstandes aus Haus, Scheune, Feld, Wiesen, Garten, Holz, Mobilar, Kapital und Geschäft innerhalb drei Tagen zu bezahlen hat.
Am unbequemsten war ohne Frage die Einquartierung der übelbeleumundeten Kosaken (s. chroniklaische Notizen vom Monat Februar Nr. 49 des Waldheimer Anzeigers) vom Regiment Simbirskn. Denn während der sechsmonatlichen Dauer dieser Einquartierung ( März bis August) mußte hiesigen Orts auf höheren Befehl für die Herren Kosaken zum täglichen Gebrauch" ein Dampfbad in einem besonders hierzu requiriertes Gebäude unterhalten werden. Wo sich das selbe befunden, lässt sich nicht mehr mit Bestimmtheit feststellen. Das Wachlokal der Kosaken befand sich in dem Hermsdorfschen Grundstück aller Wahrscheinlichkeit nach das auf die Brandkataster- Nummer 20 eingetragene, später dem Tischlermeister Peuckert, heute zu dem Fabrikgrundstück des Herrn Kommerzienrat R. Bergmann gehörige Wohnhaus am Niedermarkt (13- 16). Es war auch vor hundert Jahren noch wie zu des "Friedländers" Zeiten (Wallensteins Lager 11. Szene).-
Wir nennen uns alle des Friedländers Truppen.
Der Bürger, er nimmt uns ins Quartier,
Er pflegt uns und kocht uns warme Suppen.
Der Bauer muß den Gaul und den Stier
Vorspannen an unsre Bagagewagen.
Vergebens wird er sich darüber beklagen.
Läßt sich ein Gefreiter mit sieben Mann
In einem Dorfe von weitem spüren,
Er ist ie Obrigkeit drin und kann
Nach Lust da walten und kommandieren.
Zum Henker! Sie mögen uns alle nicht
Und sähen des Teufels sein Angesicht.
Weit lieber als unsre gelben Kolletten.
Warum schmeißen sie uns nicht aus dem Lande? Potz Wetten.
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Weil wir einen furchtbaren Haufen ausmachen!
Interessant ist es zu lesen und für die sanitären Verhältnisse aus der Zeit vor 100 Jahren, namentlich in Kriegsnöten so recht bezeichnend (wir haben bereits früher recht drastische Beispiele aus Waldheim selbst angeführt), daß von Waldheim am 14. März, also ziemlich 5 Monate nach der blutigen Völkerschlacht bei Leipzig, abermals, also zum vierten Male, und zwar 6 Mann zur Begrabung der Toten auf dem Schlachtfeld bei Leipzig zu stellen waren, die nach 6 Tagen wieder hier eintrafen.

"Vom Eise befreit sind Strom und Bäche
Durch des Frühling holden, belebenden Blick".
Das stimmte vor 100 Jahren auf den Tag, denn nach den Witterungsaufzeichnungen des Gärtners Joh. Traug. Pause in Richzenhain ging die Eisfahrt auf der Zschopau im Jahre 1814 am 23. März vor sich, also zu Frühlings- Anfang.

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